„… dürfen sich nie als Deutsche zweiter Klasse fühlen …“

Die Welt verwendete heute die Schlagzeile „Migranten dürfen sich nie als Deutsche zweiter Klasse fühlen“ für einen Artikel über die Meinung von Theo Zwanziger zum Rücktritt von Mesut Özil.

Disclaimer

Es geht nicht um den Rücktritt von Mesut Özil oder Rassismus um die Meinung von Theo Zwanziger. Es geht ausschließlich um einen logischen Fehler in diesem prominenten Zitat. Herrn Zwanziger zu Ehren möchte ich hier auch sein vollständiges Zitat bringen, denn der Fehler entsteht offensichtlich erst bei der Verkürzung zur Überschrift:

Zwanziger […] sieht Versäumnisse beim DFB. „Durch Fehler in der Kommunikation ist etwas passiert, das bei Migranten nie passieren darf: Sie dürfen sich nie als Deutsche zweiter Klasse fühlen. Wenn dieser Eindruck entsteht, muss man gegensteuern“.

Natürlich soll sich niemand als Deutscher zweiter Klasse fühlen (was zu einer interessanten Diskussion über die Definition von „Deutscher sein“ führt, die nichts mit diesem Artikel zu tun hat), doch „darf nicht“ ist falsch formuliert.

Der logische Fehler

Der logische Fehler ist eine Diskrepanz zwischen Subjekt und Objekt. Wie sich eine Person fühlt, können wir von außen nicht steuern. Wir können es versuchen, können diese Wahrnehmung beeinflussen – aber am Ende ist die Wahrnehmung Sache des „Hausherren“, Sache der Person, die wahrnimmt. Durch den Zusatz „wenn dieser Eindruck [im Anderen] entsteht, muss man gegensteuern“ zeigt Theo Zwanziger, dass er sich dieser logischen Problematik bewusst ist und nimmt das Heft wieder in die Hand.

Natürlich kann man jemandem das Gefühl vermitteln, er sei ein irgendwas zweiter Klasse, zum Beispiel in dem man es dieser Person auf den Kopf zusagt. Das umgekehrte Phänomen wird umgangssprachlich „beleidigte Leberwurst“ genannt: Jemand der von seiner Umwelt im Rahmen der menschlichen Unvollkommenheit gleichberechtigt behandelt wird, sich aber aus irgendwelchen (realen oder eingebildeten) Gründen zurückgesetzt fühlt.

Da ist es unter Umständen sehr schwer, gegenzusteuern.